Ein paar Tage war ich nun schon wieder an Land und half Andy dabei, die Halle etwas sauber zu halten. Ich schnappte mir den Besen und fing an den Boden zu fegen. Meine Gedanken waren bei unserer Joyandfreedom. Wo wird sie jetzt sein. Ab und zu verfolge ich sie per APP Noforeignland. Ich habe das spanische Mittelmeer nur bis Málaga besegelt, um sie in sichere Hände abzugeben. Was das Schiff nun erlebt, kann ich nur in Tagträumen zusammen dichten. Im Fegen klingelt plötzlich mein Telefon. Markus, ein Skipper ist in der Leitung. Ich lernte ihn kennen als wir an der zu Grenada gehörenden Insel Cariacou ankerten.
Wir unterhielten uns über die Atlantiküberquerung und wie es mir dabei ergangen ist und ob es mir Spaß gemacht hat.
„Kannst Du dir vorstellen, nochmal über den Atlantik zu gehen? Aber diesmal auf einem Katamaran. Es ist eine Sunreef74. Wir werden bis 6 Leute sein, das Boot flottmachen und dann geht es los bis Gibraltar. „
Ich war erstmal sprachlos. Er gab mir Zeit zum Nachdenken und seitdem gibt es nur ein Thema, AMELIE, in meinem Kopf. Ich kann nicht sagen, dass ich krank nach Meer bin aber ich genieße den Wind um die Nase und die Ruhe auf dem Meer. Weg vom Lärm der Welt an Land und weg von den Zunehmend genervten Menschen. Was MUSS man alles tun, was SOLLTE man lassen. Es ratterte im Kopf.
Abends, wir sind für unsere Landaufgaben bei unseren Freunden untergekommen, platzte ich mit dem Thema AMELIE raus und erzählte mal wieder alles, inclusive was ich darüber dachte. Ziemlich schnell kam die Bemerkung von Andy, dass ich es machen sollte. Schon wieder fing mein Geist an zu planen. Ich meldete mich bei Markus und alle Formalitäten mit Flügen und Einreisebestimmungen/ Anmeldungen wurden in Windeseile erledigt. Wenige Tage später saß ich mit Andy im Skoda auf dem Weg zum Flughafen Frankfurt. Dort angekommen kam auch zeitgleich Markus um die Ecke. Im Gepäck ein neuer Motor für den Autopilot der Amelie. Nach einiger Tortur mit mehreren Hürden des Zuganges zum Flugzeug zu kommen saßen wir im Flieger und schauten uns schon mal die Daten der Sunreef74 an. Angekommen in Fort Lauderdale mussten wir erstmal durch den Strom von Amerikanern zum Kofferband, unsere Gepäcke abholen. Die Luft außerhalb der klimatisierten Hallen war schwül und drückend. Per UBER sind wir dann ziemlich schnell zum Liegeplatz der Amelie gefahren worden. Ein 2 stöckiges Reihenhaus stand vor uns. Brummen von Klimaanlagen lag in der Luft. Wir mussten nur noch an der Giebelseite vorbei in den hinteren Bereich, zum Kanal.
Beinahe hätte ich meine Reisetasche fallen lassen! Ja ich wusste, dass es ein großer Katamaran ist, der auf uns wartet. Wie aber 74 Fuß in Natur aussehen war mir bis dahin nicht bewusst! Da lag sie nun, die Rümpfe, größer als ich, angestrahlt vom Scheinwerferlicht des Gartens. Kein Lüftchen ging. Wir sahen uns mit großen Augen an und als wir die Fassung wieder hatten, gingen wir zur Gangway, um aufs Schiff zu kommen. Noch nicht mal das Geländer angefasst, fing der Alarm an unangenehm schrill und laut zu kreischen. Markus kletterte hoch und deaktivierte erstmal die Kamera. Wir vergaßen die Zeit und tauchten in die Amelie ein, um alles zu sehen. Die Möbel hatten dunkle Hochglanz Nussbaum Flächen. Der Salon war weit und großzügig mit einer Sitzecke ausgestattet. Die Überzüge kitschig bunte Blumenmuster auf schwarzem Untergrund. In den beiden Rümpfen waren großzügige Doppelbetten die in eine Schrankfront eingefasst sind. Natürlich hatte jede Kabine auch ihr eigenes WC mit dahinter gebaute Dusche. Im Backbordrumpf hinten lag die Küche, von der jede Hausfrau an Land schwärmen würde. Im Steuerbordrumpf hinten war die Skipper Kabine mit Stockbett und der schräg auslaufende Rumpf hinten versteckte je Seite einen Motor, einen Generator.
Was wir nicht wussten, die Amelie hat jeden Tag Überraschungen parat, mit der sie uns beschäftigte. Der Motor für den Autopilot wurde eingebaut und musste auf dem Wasser kalibriert werden. Mit dem Hinausfahren ploppten weitere Probleme auf, die abgestellt werden mussten. Die potenzielle Mannschaft trudelte in den nächsten Tagen ein und war eine gute Mischung aus mehreren Altersstufen. Die vielen Probleme nahmen viel Zeit in Anspruch und einige fragten sich, ob das Schiff überhaupt schwimmen würde, ohne Probleme. Nach und nach sprangen wieder einige ab, denn die Zeit wurde immer knapper. Auch wurde jeden Tag Wetter gezogen, um nach Hurrikanen Ausschau zu halten. Auch für mit wurde das Zeitfenster immer kleiner. Wartete doch die Joy and Freedom auf mich, um über Mallorca, Menorca nach Sardinien zu fahren. Andy hat viele Jahre Erfahrung aber alleine ist es schon eine große Herausforderung, ein Schiff zu segeln. Aus einer Woche Vorbereitung, sind ganz schnell 3 Wochen geworden. Nur ein Generator lief zuverlässig, Ein Motor lief von zweien. Die Wasserpumpen, in Reihe geschaltet, setzten aus, sodass wir Wasser bunkerten. Lebensmittel wurden 3mal gebunkert, weil die Abfahrtszeit immer wieder verschoben wurde. Das Navisystem musste mehrfach geprüft werden. Die Leute sprangen ab, nur blieben übrig.
Ein so schönes Schiff mit so viel Luxus wurde von vielen vermeintlichen Profis defekt repariert. Das Schiff musste aber Land und Steg verlassen, war die Amelie doch nur noch geduldet wegen der Reparaturen.