Anker auf von der Boje in Port Antratx. Alle Arbeiten sind erledigt: der neue Motor der Ankerwinsch ist montiert und die Ankerwippe hat Heiko von Yacht Service Antratx https://www.yacht-service.es/en professionell repariert. Nun wird es Zeit diesen Spot zu verlassen, denn in ein paar Tagen werden Freunde in der Gegend von Almeria zusteigen, um uns bei der anstehenden Strecke zu den Kanaren zu unterstützen.
Unser Ziel ist eigentlich Almeria aber wir kommen dort nicht unter. Beim Ablegen bedanken wir uns beim Club Nautico Antrax. Es geht in die Nacht. Leider fehlt wieder einmal der Wind. Wir stecken unseren Weg ab und könnten zwischen Ibiza und Formentera durch fahren. Wir hatten schon einmal ein Netz im Getriebe eingezogen, deshalb gab es eine Planänderung. Wir fahren nördlich um Ibiza, so können wir auch entspannter ins Verkehrstrennungsgebiet einfahren. Am Festland gibt es wieder zahlreiche Fischer, denen man lieber ausweicht. Der Wind bleibt immer noch aus und frischt erst hinter der letzten Huk vor Almeria auf. Natürlich kommt er wieder als Am Wind Kurs daher. Per Funk melden wir uns an und checken erstmal die Lage. Aqua Dulce, eine kommunale Marina bietet uns Unterschlupf. Schon beim Anlegen am Tanksteg empfangen uns 2 gut gelaunte Marineros. Hinter uns liegen Streckenlänge 306sm, wie lange haben wir gebraucht, 2 Tage 5 Stunden. Das Ganze geht auch zu zweit. Haben wir doch auch die Etappe von den Azoren nach Malaga zu zweit gestämmt. In 4 Stunden Schichten haben wir uns abgelöst, so konnten wir doch etwas mehr ruhen. Belohnt wurden wir in der großen Bucht vor Almeria mit dem Anblick spielender Delfine. Mit unseren Motorengeräuschen konnten wir sie nicht begeistern. Und so tümmelten sie sich irgendwann quer hinter unserem Heck, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
Von Aqua Dulce legten wir mittags ab. Kurz zuvor flog ein Regenschauer durch die Marina. Das Positionslicht wurde von Martin kurz vorher noch flott gemacht. Der Wind aus Ost schiebt uns in Richtung Gibraltar, wo wir am nächsten Morgen auf der afrikanischen Seite zum Atlantik wollen. Graue Wolken brauen sich über Marokko zusammen. Fast zeitgleich sind wir mit dem schlechten Wetter an der engsten Stelle am Mittelmeerausgang. Wir entscheiden uns durchzufahren und werden förmlich durchgepresst. Im aufgewühlten Meer fahren viele Tanker, manche suchen Schutz vor dem starken Wind. Mit dem Kippen der Strömung nach West, werden wir von den Wellen hinausgetragen. Plötzlich wird es windstill. Wir beobachten das Meer. Wo beginnt die gefährliche Zone der verspielten Wale? Wir bringen unseren Walpal nach hinten am Heck hinaus und beobachten weiter das Meer. Die tiefblaue Farbe zieht eine klare Grenze und wechselt sich ab mit türkisblauen Wellen.
Auch die Temperaturen werden gefühlt milder. Als es plötzlich vorn am Rumpf schlägt und uns ausbremst, sehen wir uns mit erschrockenen Gesichtern an. Mein Gott was ist das? Sind nun die Wale da? Spielen sie nun schon mit ganzen Schiffsrümpfen? Eine Holzleiter schwimmt an uns vorbei und bricht auseinander. Der kleinere Teil wird vom Walpal eingefangen. Schnell die Geschwindigkeit drosseln und irgendwie das Holz entfernen. Es geht weiter in die Nacht. Laut Navigation sind es 876 sm von Aqua Dulce bis zur Küste von Lanzarote. Die Nächte sind dunkel und klar und lassen uns das Wandern der Sterne beobachten. Die Tage zeigen uns das unendliche Blau des Ozeans. Es geht südlich die Küste Afrikas entlang, bis wir westlich abdrehen in Richtung Lanzarote.
Vor Mitternacht der letzten Nacht kommt stündlich ein Mayday. Personen über Bord 65sm entfernt vor der afrikanischen Küste. Ein Drama, wo flüchtende Menschen um ihr Leben bangen müssen oder schlimmer. In der 6. Nacht endlich sehen wir Lichter. Land, Insel in Sicht. Wir drehen Kreise um im hellerem Morgengrauen zwischen Lanzarote und La Graciosa an Fischern vorbeizufahren und den Anker zum Verschnaufen fallen lassen können.